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Posts Tagged ‘Kutter’

Es ist Samstag. Gestern haben wir irgendwo im Nirgendwo angelegt. Der Himmel ein wenig düster – ein klein wenig wehmütig, so wie meine Stimmung. Von nun an werde ich wwohl vieles zum letzten Mal auf dem Kutter machen. Z.B. ganz früh auf dem Sonnendeck stehen und den Rauch einer Selbstgedrehten in den Morgen hauchen.

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Zum letzten Mal werde ich mich an Kränen und Baggern erfreuen, die meine Reise so zahlreich begleitet haben. Zum letzten Mal genieße ich die liebevoll vom dem Käpt´n sin Fru bereiteten Schnittchen im Steuerhaus, dabei ein Pott heißen Kaffee in der Hand, den Blick in die Ferne schweifend.

Petrus ist offensichtlich der Meinung, sein Bestes nunmehr gegeben zu haben und macht sich fortan mit dem Wetter keine große Mühe mehr. Es ist bewölkt und regnet streckenweise. Ich nutze die Zeit, packe meinen Seesack, hübsche die Kajüte, die mir 7 Tage lang ein wundervolles Miniheim war. Und in der ich bis zum Schluss mit dem Kopf am Fußende meiner Koje geschlafen habe, obwohl das Schiff nach dem Laden der Drahtrollen wieder gerade im Wasser lag.

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Und dann ist meine Reise vorbei. Es fühlt sich komisch an – irgendwie nicht richtig. Ich habe das Gefühl noch ewig auf dem Kutter mitfahren zu wollen… zu können. Doch vor der Schleuse in Hannover Anderten legt die Seestern ein letztes Mal mit mir an Bord an. Ich stemme meinen Seesack an Land, klettere hinterher – und stehe erst einmal blöd da. Als ich mich auf den Weg mache, zerrt der tonnenschwere Rucksack wieder an meinen Schultern, Stella, die Schiffshündin läuft freudig kläffend ob dem Landgang um mich herum und dem Käpt´n sin Fru begleitet mich noch bis zur Straße. Wir verabschieden uns… ich komme wieder keine Frage…

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Schwer bepackt laufe ich zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, kaufe mir ein Ticket zum Bahnhof und klettere mit Sack und Pack in die schon bald eintreffende Bahn. Am Bahnhof kaufe ich mir ein Ticket nach Bremen, ´n Kaffee aus Togo und ´n Brötchen. Als ich den passenden Bahnsteig erreicht habe, steht der Zug schon da. Ich also flugs eingestiegen, mein Plätzchen gesucht und gefunden und kaum, dass ich mein Kram verstaut und mich gesetzt habe, fährt der Zug auch schon los.

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Das ging jetzt alles irgendwie zu schnell. Zu schnell auch der Zug, der laut Anzeige mit 195 km/h übers flache Land saust. Ich bin die vergangenen Tage über eine Geschwindigkeit von 10 bis 12 km/h nicht hinausgekommen und nun rasen vor dem Fenster Bäume, Häuser, Autos whatever nur so an mir vorbei. Ich ziehe es vor nicht rauszuschauen, denn mich macht diese Geschwindigkeit ganz schwindelig.

Ich nippe an meinem Kaffee, knuspere an meinem Brötchen, schließe die Augen und denke an die letzten Tage. Tage, die mir wie Wochen vorkamen, die in ihrer Einzigartigkeit mir immer in wunderbarer Erinnerung bleiben werden. Und ja, ich werde irgendwann wieder an Bord gehen… garantiert!

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Heute ist Freitag. Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen überhaupt darüber nachdenken, sich am Himmel zeigen zu wollen, legt die Seestern ab. Es ist bitterkalt und der Himmel bedeckt. Ich eile zum Steuerhaus, um mir die Hände, wie so oft, an einem Pott heißem Kaffee zu wärmen. Und, um die nächste Attraktion der Reise live mitzuerleben: Die Querung der Elbe. Ja, offensichtlich ist es praktisch, einen Fluß zu ÜBERqueren, auch wenn man selbst auf einem Schiff fährt. Mein bescheidenes Wissen reicht einfach nicht aus, um zu erklären, warum man nicht einfach eine Wasserstraßenkreuzung baut, sondern einen Kanal über einen Fluß hinwegführen muss. Seis drum. Es wird schon seine Gründe haben.

Wenn ich rausschaue macht sich so ein Sibiriengefühl in mir breit. Da kann ich mir einfach nicht helfen. Genau so muss es aussehen, wenn man irgendwo in Sibirien herumschippert. Gut, die Lämpchen werden dort nicht leuchten, aber die Stimmung wird wohl ähnlich sein. Trist, grau und vor allem eisig. Das Geniale ist jedoch, dass ich genau diese Stimmung einfach wunderbar finde. Diese Tristess strahlt für mich so eine unbeschreibliche Ruhe aus. Herrlich!

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Wir passieren das Wunderwerk der Wasserstraßenbautechnik und schippern gen Westen auf dem Mittellandkanal. So ein Kanal ist vor allem eines: irgendwie gerade. Und er ist auch irgenwie schmal. Ich dachte immer, dass ein Kanal breiter sein würde – frag mich keiner warum. Der Morgendunst hält sich heute beharrlich und es dauert schon einige Zeit, bis sich endlich die Sonne hervorarbeitet…

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Als die Sonne es dann endlich schafft, mal hinter dem Frühdunstschleierwolkengemisch hervorzuschauen, taucht sie die Szenerie in wundervolle, ständig wechselnde Farben. Ich bin begeistert, eile trotz bitterster Kälte hinaus um das Farbenschauspiel hautnah zu erleben.

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Irgendwann schafft die Sonne es dann, sich gänzlich aus dem Dunstkreis zu lösen und wieder einmal vom blauen Himmel zu lachen. Man, was hab ich doch für ein Dusel mit dem Wetter. Petrus scheint es echt gut mit mir zu meinen. Denn, seien wir doch mal ehrlich: es ist Februar, das sind eine Woche Sonnenschein nicht das übliche Programm! Klar, es ist in den Morgenstunden bis in den Vormittag hinein noch dunstig und kalt, aber spätestens gegen 10, 11 Uhr scheint die Sonne, und das bisher die ganze Reise lang!

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Der Tag fließt so gemächlich dahin, wie das Schiff im Wasser. Und ich brauche mal wieder nichts anderes zu tun, als einfach nur zu gucken. Ich lasse alles an mir vorüberziehen: die Bagger und Kräne, die Bäume und Brücken, Häuser, Industrie- und Hafenbauten. Machnes wird noch im Bild festgehalten, doch das meiste lasse ich heute einfach links oder wahlweise auch rechts liegen… man muss auch nicht jeden Bagger fotografieren…

 

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Gegen 18 Uhr erreichen wir die Schleuse Hohenwarthe. Nach all den normalen Schleusen ist das hier dann eine ganz besondere Hausnummer! Und irgendwie kommt es mir so vor, als würden wir in eine Gruft fahren. Die schwarzen Schleusenkammerwände sind um und bei 24 m hoch – beachtlich, würde ich mal sagen. Die Hubhöhe liegt bei ca. 19 m. Es ist kein weiteres Schiff in der Schleusenkammer und so kann ich mit weit aufgerissenen Augen miterleben, wie plötzlich das Wasser vor dem Schiff anfängt zu brodeln – als würde es kochen. Bis ich dann endlich mal die kleine Kamera anschmeiße ist das überbordende erste Brodeln schon vorbei.

Es ist schon sehr duster hier unten mit dem schwarzen Wasser und den schwarzen Wänden – findet wohl auch der Schleusenmeister irgendwo da oben – und schaltet gnädigerweise die Laternen an. Schon bald erreicht uns ein völlig surreales Licht, das alles in einen güldenen Mantel hüllt.

Es dauert so ungefähr eine halbe Stunde, bis wir uns der Welt da oben wieder nähern und das Farbenspiel am Himmel, das uns erwartet ist überwältigend. Findet auch die kleine Kamera und ist einfach nur baff und unfähig noch irgendetwas scharf zu stellen…

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Wir fahren aus der Schleuse heraus und legen kurz danach auch schon an. Fertig für heute!

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Der Tag plätschert so dahin – dauert gefühlt mal wieder 5 Stunden länger als er in Wirklichkeit ist.  Ich verbringe viel Zeit auf dem Sonnendeck, klöne mit dem Käpt´n und sin Fru, lasse die Zeit und alles um mich herum einfach so vorüberziehen.

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Auf dem Weg in Richtung Westen gilt es einige Schleusen zu durchschiffen. Die Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasser – und auch wenn es im Gegenlicht nicht zu erkennen ist – das Wetter ist mal wieder herrlich!

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Auch an diesem Abend malt mir Petrus einen wundervollen Sonnenuntergang ans Firmament. Das Wasser ist fast spiegelglatt und ich kann es kaum fassen, auch heute so einen riesen Dusel zu haben.

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Das Highlight des Tages steht mir jedoch noch bevor:

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Der Zug mit dem Nachschub kommt um kurz nach sechs an diesem frostigen Morgen. Aber das war ja schon die ganzen Tage so – also, das mit den nicht vorhandenen Temperaturen in der Früh. So tappere ich zum Steuerhaus und wärme meine Finger an einem Pott heißem Kaffee. Das Verladen der restlichen Drahtrollen zieht sich bis um 10 Uhr hin, dann sind wir startklar und legen ab. Es geht weiter in Richtung Westen. Fernziel Holland. Bis dahin werde ich jedoch nicht mitfahren – leider. Es ist Donnerstag und am Samstag ist für mich die Reise vorbei.

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Bis dahin sind es aber noch über 2 Tage, also genieße ich einfach, was noch kommen wird.

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