Es regnet in Feldwaide. Das winterdunkle Grün der riesigen Tannen rundherum kriecht durch Wohn- und Esszimmerfenster – direkt in mein Gemüt. Vom grauen Himmel sehe ich nur vereinzelte Fetzen zwischen den Tannenzweigen durchschimmern. Ich weiß, es wird nicht mehr allzu lange dauern und dann wird der laue Duft des Frühlings durch jede zugige Ritze wabern und meine Sinne betören. Und hoffentlich die verkaufswilligen Immobilienbesitzer motivieren, endlich ihre Winzhütten anzubieten.
Bis es soweit ist, werde ich zum 132 Mal die Immobilienangebote im Netz studieren. Neben Magnum-Planschbecken und tristen Wellnessoasen schafft es auch regelmäßig die wie auch immer geartete Feuerstelle Erwähnung und Hervorhebung zu erreichen. Unzählige Immobilienangebote preisen „Kamine“ gleich welcher Art an. Und eins haben sie fast alle gemeinsam: sie sind hässlich. Grottenhässlich!
Den Kaminbauern scheint in der Vergangenheit nichts Weltbewegendes eingefallen zu sein. In der Regel zieren die vom Ruß geschwärzten Löcher ekelige Klingerverzierungen. Der Stein passend zur Fassade gewählt – mal Gelbklinker, mal roter Backstein, mal weiße Keineahnungwiediedingerheißen. Und alles in allem nehmen die schwarzen Löcher samt ihrer Umbauung auch noch einen nicht unerheblichen Platz weg. Sind groß und klobig. Und nicht selten genau an der einzigen durchgängigen Wand ohne Fenster plaziert.
Da frage ich mich manchmal schon, warum die Menschen sich Feuerstellen in ihre Hütten bauen. Dabei kann das mit der Wärme doch so einfach sein: Thermostat aufdrehen, fertig. Aber nein. Das geht ja so gar nicht. Wahrscheinlich ist das mit dem Feuer machen so eine evolutionstechnische Geschichte. Die Entdeckung des Feuers, bzw. die Entdeckung, wie man eins entzündet – also die Geschichte mit den Hölzchen und der Reibung – war der Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit. Die Fähigkeit, Feuer machen zu können unterschied uns von allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten. Mit dem, dass die Menschen Feuer machen konnten, kapierten sie endlich, dass sie zu etwas fähig sind! Zu mehr fähig sind, als Beeren zu sammeln. Der Rest der Geschichte ist ja bekannt.
Nun, mir kommt es so vor, als wolle der Mensch sich dieser wichtigen Entdeckung immer wieder auf´s Neue bewusst werden. Und da nichts langweiliger ist, als an einem Heizungsthermostat zu drehen, um die Hütte warm zu bekommen, baut Vati einen Kamin oder kauft sich einen Schwedenofen. Fortan kann man der Tätigkeit des Feuermachens frönen, wann immer einem danach ist.
Und so werden hässliche Feuerstellen nicht aussterben. Und für die, die kein rußgeschwärztes Loch in der Wand ihr eigen nennen, wurden Feuerkörbe für die Terrasse und Brennschalen für´s Wohnzimmer erfunden. Hübsch. Jeder kann ja tun und lassen was er will. Ich bevorzuge die pragmatische Thermostat-Lösung. Wahrscheinlich reicht mir diese, da ich als Kind genügend Möglichkeiten hatte, mit dem Feuer zu spielen. Unsere Mom hat uns diese nämlich zur Genüge gegeben. Lagerfeuerromantik. Danke, Mom!