Gedanken rascheln wie bunte Blätter im Herbstwind, werden mal von leichten Böen emporgehoben, mal vom Sturm davon getragen, sammeln sich mit ihresgleichen, rotten sich in dunklen Ecken zusammen, sind wie nasses Laub das an unseren Stiefeln klebt. Und manche Gedanken sind so schön, dass wir sie aufheben und nach Hause tragen…
Es gibt einiges, über das ich mir im Laufe meines Lebens so meine Gedanken gemacht habe, das ich schon in jungen Jahren so interessant fand, dass es mir mehr als eine kurze Überlegung wert war. Und je nach meinem Alter gab es auch ganz unterschiedliche Betrachtungsweisen.
All diesen Dingen liegt eines zu Grunde: der Weisheit letzter Schluss, der technisch, medizinisch, wissenschaftlich oder sonst wie von oben deklarierte feste Wert einer Sache hatte sich mir nicht erschlossen. Und so gibt es Dinge, für die ich mir meine ganz eigene Weisheit geschaffen habe – fern ab jeder scheint´s noch so logischen Erklärung.
Eines dieser Dinge ist das Denken. Ja, ich habe mir schon als Kind Gedanken über das Denken und Gedanken als solches gemacht. Ich beschloss damals, mir über das Denken und Gedanken Gedanken zu machen. Und ich fand es als junger Mensch überaus interessant, dass ich etwas nutzte, von dem ich nicht wusste, wie es funktioniert, um herauszufinden wie es funktioniert. Wobei der Begriff „interessant“ hier nicht ganz zutreffend ist – ich fand es damals absurd und diese Absurdität wiederum fand ich interessant. Aber egal. Schon der Gedanke, dass ich über das Denken mehr über das Denken und Gedanken herausfinden wollte beschäftigte mich lange.
So versuchte ich etwas Vergleichbares zu finden. Ich fragte mich, ist das mit dem Nachdenken über das Denken ohne zu wissen, wie das mit den Gedanken so funktioniert genauso wie mit dem Fahrrad fahren? Ich denke nicht darüber nach und fahre einfach trotzdem? Nach reiflichen Überlegungen kam mir der Vergleich mit dem Fahrrad unpassend vor und so verwarf ich ihn wieder. Das Fahren mit dem Rad hatte ich ja gelernt und auch den Ablauf als solches irgendwie begriffen, also die Sachen mit dem Gleichgewicht und der Geschwindigkeit, dem Treten und dem Lenken. Ich suchte also weiter nach einem Vergleich. Zermarterte mir das Hirn, was ich mit dem Nachdenken über das Denken vergleichen könnte. Doch ich fand nichts. Ich kam darauf, dass ich alles was ich tat, irgendwann einmal erlernt hatte. Aber hatte ich auch das Denken gelernt? Damals war ich mir sicher, dass es mir niemand beigebracht hatte, auch wenn ich mir zuweilen Sätze wie: „Denk doch mal darüber nach“ oder „Schalte mal dein Hirn ein!“ anhören musste. Zuweilen höre ich auch heute noch solche oder ähnliche Ansagen, doch nach wie vor bin ich mir sicher, dass mir niemand beigebracht hat zu denken.
Klar wurde mir irgendwann, dass ich das Denken nicht abstellen kann wie mein Fahrrad, das ich an die Hauswand lehne, um zu Fuß weiterzukommen. Als Kind bemühte ich mich tatsächlich immer mal wieder nichts zu denken. Das klingt nun zwar völlig bescheuert, aber hey, ich habe ja schließlich auch mal versucht mit überkreuzten Armen mein Rad zu lenken, dann kann ich auch versuchen, mal nicht zu denken. Der Versuch mit dem Rad endete übrigens nach wenigen Metern mit einigen Blessuren in den Brennnesseln am Straßenrand. Das Nichtdenken hingegen gelang mir nie – nicht einmal für Sekundenbruchteile. Dafür merkte ich, dass immer auch Worte in meinen Gedanken sind. Und ich überlegte, ob ich – wenn ich schon das Denken nicht abstellen kann – wenigstens die Worte mal ausblenden kann.
So setzte ich mich also in meinem Zimmer auf mein Bett und starrte den Kleiderschrank an. Ich hatte mir fest vorgenommen, keine Worte in mein Hirn zu lassen. Ich wollte einfach nur gucken, ohne gedachte Worte. Auch das gelang mir nicht. Entweder bildeten sich Worte wie Grün, Kanten, Schatten, Schlüssel, was auch immer, also alles was ich sah wurde zu Worten in meinem Hirn, oder aber es kamen Erinnerungen in meine Gedanken: Ich muss unbedingt die Jeans noch in die Wäsche packen! Oder Gefühle: Ich hätte auch mal so gerne so eine tolle Jeans wie die Birgit! Dann sah ich zwar immer noch den Kleiderschrank, aber meine Gedanken flogen irgendwie davon und was ich dann dachte wurde alles in Worten formuliert.
O.K., mit offenen Augen, so schlussfolgerte ich, wird das mit dem Nichtdenken von Worten nichts, also machte ich die Augen zu und stopfte vorsichtshalber auch gleich noch meine Finger in die Ohren. Sofort waberten Bilder auf meine imaginäre Leinwand im Hirn. Wobei ich wirklich sagen muss, dass diese Bilder keine gestochen scharfen Projektionen waren. Es war nicht so wie bei einem Diaabend im Kreise der Familie, bei dem natürlich immer irgendwann das Bild mit mir und meinen großen, nackten Füßen dran kam. Klein Rabea – ein einziges Paar Füße! In meinen Gedanken sah ich die Bilder nicht so scharf wie der Diaprojektor die Bilder auf die weiße Leinwand warf. Es war eher so, dass die Leinwand eine Wand aus Nebel ist und die Bilder eher schemenhaft, ohne richtigen Kontrast und scharfen Konturen zu sehen sind – mehr noch, die Bilder waren eher nur ein Empfinden.
Und wenn ich da so auf meinem Bett saß und versuchte an nichts zu denken, also weder an Hund, Katze, Maus oder sonstwas dachte, dann war da wenigstens das Empfinden des Raums in dem ich mich befand. Wobei dieses Empfinden wiederum dreidimensional war. Ich empfand mich in dem Raum in dem ich mich befand, wusste also auch wie es vor, hinter, ober oder unter mir aussah. Und all das nahm ich verschleiert war. Das wiederum machte mich stutzig. Warum sah ich keine gestochen scharfen Bilder? Warum war das so eine Ursuppe? Und formten die Bilder die Gedanken oder formten die Gedanken die Bilder?
Ich widmete mich erst einmal dem ersten Fragezeichen: Warum sah ich keine gestochen scharfen Bilder wenn ich die Augen schloss und an etwas dachte? So suchte ich mir einfache Dinge aus, die mich umgaben, fixierte diese eine kurze Weile und schloss dann die Augen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass ich den roten Filzstift gestochen scharf vor meinem geistigen Augen sehen würde – aber dem war nicht so, da war kein grellroter Stift, da war nur das Empfinden, dass da ein grellroter Stift liegt und die Worte, die den Stift beschreiben. Es war kein klares Bild wie eine Fotografie – es war nur das Wissen, dass der Stift da ist und wie er aussieht… und die Worte, die genau das formulierten.
Diese Erkenntnis enttäuschte mich sehr. Spontan rief ich mir allerlei Begebenheiten aus der Vergangenheit ins Gedächtnis zurück. Es konnte doch nicht sein, dass diese keine klaren Bilder ergeben. Ergaben sie nicht. Immer war es nur das Wissen um die Begebenheit und irgendwie schemenhafte, daraus resultierende Bilder. Damals zog ich es vor, mir zu einem späteren Zeitpunkt mal Gedanken über Erinnerungen zu machen, da ich befürchtete, dass sie den Rahmen des Themas Gedanken sprengen würden. Allerdings nahm ich diese verschwommenen, vagen Bilder, die mir mein Hirn im wachen Zustand darbot, zum Anlass darüber nachzudenken, was mit Gedanken passiert wenn wir schlafen. Und ich fragte mich, warum jeder Traum, an den ich mich erinnern konnte, in gestochen scharfen Bildern geträumt wurde.
Da es mir bis dato nie gelungen war, mal nicht zu denken, schloss ich daraus, dass mein Hirn halt immer denkt, bzw., immer arbeitet, also wenigstens Informationen verarbeitet, die von außen kommen, also alles was ich sehe, höre, spüre wenigstens irgendwie verarbeitet wird. Und ich beschloss die Gefühlsduselei ebenfalls außen vor zu lassen. Somit konnte ich mich gänzlich dem nächtlichen, völlig losgelösten Denken widmen… dem Träumen.
Ich dachte mir, wenn ich das Denken wenn ich wach bin nicht abschalten kann, dann kann ich es auch nicht, wenn ich schlafe. Ist doch logisch. Und wenn ich träume ist das nichts anderes als Denken wenn ich schlafe. Mein Hirn schaltet sich einfach nie ab. Fertig. Mein Gehirn, so dachte ich es mir damals, ist ja nichts anderes als ein Organ. Und jedes Organ in meinem Körper macht das wozu es da ist den lieben langen Tag und die ganze Nacht hindurch. Mein Herz hört ja des Nächtens auch nicht auf zu schlagen, meine Ohren versagen des Nächtens auch nicht ihren Dienst – kein Wecker der Welt würde sonst seine Berechtigung haben – warum also sollte mein Gehirn wenn ich schlafe den Dienst quittieren? Und da eine wichtige Aufgabe meines Hirns die ist, mich denken zu lassen, denke ich auch wenn ich schlafe. Der einzige Unterschied zwischen dem bewussten Denken am Tag und dem, ich will es mal unbewusstes Denken während des Schlafens nennen, ist, dass ich beim Schlafen mein Denken nicht bewusst steuere. Mein Hirn ist so zu sagen allein am werkeln. Mein Hirn entscheidet allein, womit es sich gedanklich beschäftigen möchte. Und ich bekomme davon eigentlich nichts mit. Außer wenn ich mich an etwas erinnern kann, einen Traum, wie wir es nennen.
Schon früher war ich felsenfest davon überzeugt, dass wir immer etwas träumen, wenn ich das Träumen mal gleichsetze mit Denken, weil sich das Gehirn eben nicht irgendwann abschaltet – so wie ein Computer die Festplatten in den Standby-Modus stellt, wenn er so und so lange nicht gebraucht wird. Nein, ich glaube daran, dass unser Gehirn immer und zu jeder Minute 24/7 am Arbeiten ist. Dass wir uns nicht an jeden nächtlichen Gedankengang erinnern liegt einfach daran, dass nur die erinnerbaren Träume große Gefühle beinhalten. Der Rest ist unwichtiger Firlefanz. Ich meine, hallo, was habe ich davon, wenn ich mich morgens daran erinnern kann, wie mein Hirn stundenlang des Nächtens dem Wind beim Wehen zugehört hat, wie es stundenlang darüber nachdachte, wo sich jedes einzelne Körperteil von mir befunden hat, ob die Füße oder die Schultern kalt wurden, ob die Zudecke wegrutscht, irgendwo drückt oder ob ich diese über mein Gesicht ziehe und mir die Luft zum Atmen nehme. Mein Hirn hat alles um mich herum wahrgenommen und dafür gesorgt, dass alles o.k. für mich ist. Und mein Gehirn hat dafür gesorgt, dass es all das ganz „leise“ tut.
Hin und wieder jedoch findet mein Hirn, dass es da noch etwas gibt, worüber ich mal nachdenken sollte. Oder anders herum, hin und wieder gibt es etwas, das mich so sehr beschäftigt, dass ich es auch im Schlaf nicht ruhen lassen kann. Nun wäre es ja überaus langweilig, wenn ich mir einem Mantra gleich und für Stunden ein großes Fragezeichen meines Lebens in Endlosschleife im Schlaf vorsage. Für diese Gelegenheiten hat mein Hirn eine ganz eigene Kreativabteilung, so stellte ich mir das schon als Kind vor. In dieser Abteilung wird emsig daran gearbeitet, das, was mich beschäftigt, möglichst interessant zu gestalten. Und was am Ende dabei herauskommt ist dann ganz großes Kino und das sind dann die Momente, in denen wir schweißgebadet aus einem Traum aufwachen oder trunken vor Glückseligkeit – je nach dem.
Was mich schon damals stutzig machte war die Tatsache, dass die Bilder in meinen Träumen immer gestochen scharf sind, die Bilder, die ich sehe, wenn ich mir tagsüber den roten Filzstift vor meinem geistigen Auge denke ist jedoch nur das schemenhafte Ergebnis meines Denkens. Und so fragte ich mich schon vor vielen Jahren, ob mir mein Hirn einen Streich spielt, wenn es mich glauben lässt, ich hätte da den Film meines Lebens geträumt, den Blockbuster der Woche… alles in HD und dolby surround.
Ich war ja schon immer der Großmeister der Alpträume. Aus dem, was ich mir im Laufe meines Lebens schon so zusammengeträumt habe, könnte Hollywood in den nächsten 20 Jahren einen Thriller, Action- oder Horrorfilm nach dem anderen drehen. Und jedes einzelne Mal, wenn ich aus so einem FilmFilm aufwachte war ich mir sicher, alles in bester Ton- und Filmqualität geträumt zu haben. Ich hätte die Szenen mit feinstem Pinselstrich nachmalen können – bis ins letzte Detail und gestochen scharf. Aber kann ich das, weil ich diese Bilder im Traum wirklich gesehen oder kann ich das, weil ich sie empfunden habe?
Habe ich im Traum die Schmerzen wirklich gespürt, als ich um mein Leben rennend gestürzt und auf meine Knie geknallt bin – oder habe ich mir nur vorgestellt, wie sie sich anfühlen würden? Denn… ich habe es mir im Traum ja auch nur vorgestellt, wie es sich anfühlt und wie es aussieht, wenn ich dem fiesen Typen der mich verfolgt mit der Dachlatte sein hässliches Grinsen aus seinem Gesicht wische, kurz bevor er mich erreichen konnte, um… das muss ich hier jetzt nicht weiter ausführen… anzustellen.
Ich glaube heute, dass ich die Bilder in meinen Träumen nicht „sehe“, so wie die Bilder auf einer Leinwand. Ich glaube sie sind das Produkt einer genialen Täuschung meines Hirns. Mein Hirn gaukelt mir nur vor die Bilder gesehen zu haben. Mein Hirn gaukelt mir vor den Traum-Film in gestochen scharfen Bildern gesehen zu haben. Ich „sehe“ keine Traumfilme, ich stelle sie mir nur vor. Und wenn ich aus einem Traum schweißgebadet erwache, glaube ich nur, dass ich all das was ich in meinem Traum so real gesehen habe, überhaupt gesehen habe. Und mit dem, das ich versuche mich an meinen Traum zu erinnern, fängt auch schon mein Hirn wieder an, alles Mögliche zu tun, um mich zu täuschen. Aber das ist ja wieder so eine Erinnerungssache…
Wenn ich versuche, mich an einen „Traumfilm“ zu erinnern, fange ich sofort wieder an in Worten zu denken: Boah, war das ein mieses Gefühl… diese dunkle Gasse… im Traum konnte ich sehen, wie dieser Mistkerl hinter mir herlief, obwohl ich mich gar nicht nach ihm umgedreht hatte…
Und somit bin ich wieder bei den alles begleitenden Worten. Ich denke: Sonnenuntergang am Meer – und aus diesen Worten formt sich ein Bild. Wobei, manchmal frage ich mich, ob erst das Bild da ist und dann die Worte oder umgekehrt. Wir haben ja schließlich erst nur gesehen, als Baby, und dann erst sprechen gelernt. Babys können also gar nicht in Worten denken. Also müsste es eher so sein, dass wir ein Bild sehen im realen Leben oder aber uns ein Bild denken und erst dann kommen die Worte dazu. Oder aber es gibt einen Unterschied: Im realen Außen sehen wir erst das Bild und dann denken wir die Worte. Und wenn wir denken, sind da erst die Worte und aus denen formt sich ein Bild. Alles andere macht für mich irgendwie keinen Sinn. In dem Moment, da ich fließend sprechen kann, formen meine Gedanken Worte.
Als Kind habe ich mal versucht, eine Straße entlang zu gehen und nicht an das Wort „Auto“ zu denken, wenn ein Auto an mir vorbeifuhr – das klappte nie. Andersherum gelang es mir auch nie, mir ein Auto vorzustellen, ohne das Wort Auto im Hirn zu haben. Wobei, der Begriff Auto auch eine Automarke sein kann. Zu allem was ich sehe, höre, spüre habe ich ein Wort, und wenn ich das „komische, technische Teil“ nicht kenne, mir also das korrekte Wort dazu fehlt, dann nenne ich es in Gedanken das Ding, den Kasten, das Teil – whatever. Aber ich benenne es. Oder ich sehe oder höre etwas und denke mir irgendwas dazu: z.B. sehe/höre ich Laub rascheln und schon denke ich an den Steingarten, der mal wieder gefegt werden will…
Ich denke in Worten – immer. Selbst wenn ich an so etwas Banales wie: „was koche ich heute mal?“ denke, dann sind es eben diese Worte, die in mein Hirn purzeln. Womit ich noch so meine Probleme habe sind die Dinge, die parallel laufen. Ich fahre mit meinem Auto und unterhalte mich mit dem kleinen Goth. Wir klönen über dies und das. Wir kommen an eine Kreuzung und die Ampel ist grün. Denke ich dann wirklich: „Ampel grün“ und rede munter weiter? Wenn ich dieses Beispiel bewusst im realen Leben nachstelle, dann denke ich genau das: „Ampel grün“ Aber womöglich mache ich das ja nur, weil ich mir vorgenommen habe, darauf zu achten, was ich denke? Und wenn ich nicht daran denken würde, was ich denke, dann würde ich die grüne Ampel wahrscheinlich nur wahrnehmen ohne ein einziges Wort. Mein Hirn weiß ja mit der Wahrnehmung: „Ampel grün“ etwas anzufangen und kann mich entsprechend reagieren lassen. Das ist dann wahrscheinlich automatisiert und so abgespeichert, dass ich keinen Gedankengang mehr daran verschwenden muss. Ich muss ja auch nicht mehr darüber nachdenken, beim Fahrradfahren in die Pedale zu treten…
Auf jeden Fall weiß ich, dass man Denken kann und parallel etwas ganz anderes tut: zuhören oder Lesen z.B. Schon früher in der Schule gelang es mir wunderbar den ausschweifenden Ausführungen des Lehrers zu lauschen und in Gedanken bastelte ich schon an meinem Nachmittagsprogramm. Ich kann auch die Zeitung lesen und im Hirn formiert sich das Was soll ich denn heute schon wieder kochen-Thema als Hähnchenbrustfilet, Gemüse und Reis zur Chinapfanne zusammen. Wobei ich zugeben muss, dass ich einer Sache dann immer mehr Aufmerksamkeit schenke und die andere Sache etwas lachser betreibe. Wenn ich automatisierte Dinge tue – Gemüse schnibbeln z.B., muss ich mir über diese Tätigkeit keine Gedanken machen, sondern kann dabei telefonieren, Hörbücher hören, Klönen oder mir über Gott und die Welt Gedanken machen. Dann sind ja auch genügend Worte in meinem Hirn und die Paprikastreifen dümpeln nur noch am Rande meiner bewussten Wahrnehmung als bunte Tupfer herum. Wenn ich hingegen in der Kellerwerkstatt etwas wirklich sehr kompliziertes zusammenbasteln muss, etwas, das meine ganze Aufmerksamkeit fordert, dann kann Joachim Kerzel ein noch so spannendes Kapitel eines Buches vorlesen – ich höre ihm dann nicht mehr zu. Ok, ich höre ihn noch sprechen, aber ich verstehe das was er sagt nicht mehr inhaltlich korrekt.
Überhaupt habe ich mich sogar mal gefragt, wie viele Worte ich im Laufe meines Lebens so zusammendenke. Ja, ehrlich. Es müssen Abermillionen sein. Selbst wenn ich „langsam“ denke, müssten die Worte wohl viele, viele tausend Seiten dicht beschriebenen Papiers füllen. Hat sich darüber eigentlich mal ein schlauer Mensch Gedanken gemacht? Hat das mal jemand ausgerechnet? Wie viele DIN A 4 Blätter kann ich mit meinen Gedanken füllen, in Arial 10 Pt, 1-zeilig geschrieben, Randabstand umlaufend 20 mm? Das würde mich z.B. sehr interessieren. Auch wie hoch der Stapel Papier dann am Ende meines Lebens ist, den ich zusammengedacht habe.
Nun gut, ich muss nun wieder in die Kellerkatakomben hinabsteigen, um Geld zu verdienen. Beim Werkeln und dem Lauschen eines Hörbuchs kann ich mir noch Gedanken darüber machen, ob ich das Heulen der Kreissäge von schräg gegenüber als Geräusch wahrnehme oder ob ich dies in Worte packe. Höre ich das Zwitschern der Vögel im Steingarten nur als Geräusch oder denke ich „Vogelgezwitscher“ und frage mich gleichwohl, welcher Vogel da gerade tiriliert?
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Ach ja, eines hat mich bei dem Ganzen Gedankengeschwurbel nie interessiert: die Frage nach dem WARUM.
Warum denken wir? Weil wir es können! Fertig.
So, nun mal alle die Augen geschlossen und an eine rote Tomate gedacht…
Na – was gesehen?
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Eine rote Tomate. Prall und saftig, und im Licht der Küchenlampe glänzend ;-) Ehrlich!
wow, wie machst Du das????
Ich kann es nicht erklären… Aber ich kann vor meinem Inneren Auge ganze Landschaften, Gebäude, fremde Welten, Personen erschaffen, mit allem Drum und Dran… Deswegen schreibe ich ja auch. ;-) Auf meinem Zweitblog http://dasstaunenderwelt.wordpress.com erarbeite ich ja seit etwa einem Jahr schon in unregelmäßigen Abständen einen Fantasy-Roman, und einen Roman über einen alten, ehemaligen Münchner Gastwirt. ;-)
Bei mir gar kein Bild, nur rote Schlieren, von denen ich nicht weiss, ob sie durch die Tomatengedanken rot waren oder weil die Sonne reinscheint.
Aber just in dem Moment als ich an der Vogelgezwitscherstelle war, tirlirte es durch’s offene Fenster rein und ich dachte sofort ‚Vogelgezwitscher‘ als Wort und musste lachen, weil es mir genau wie dir ging, dass ich nicht einschätzen konnte, ob ich das immer als Wort denke oder nur, weil ich gerade genau darauf achtete.
Sehr interessante Gedanken, die du hier aufgeschrieben hast, Rabea!
Liebe Grüße und einen schönen Abend! :)
:-)
ja, manchmal habe ich da so einen ganzen Berg Gedankengeschwurbel in meinem Hirn… aber auch keine keine roten Tomaten :-)
Auch Dir wünsche ich einen schönen Abend!
just im Versuch an die rote Tomate zu denken klingt es im Kopfhörer (Breezin => http://www.youtube.com/watch?v=h9ShR4qhQvs) und ich denke und sehe Strand und mich mitten drin liegen mit der Musik auf dem Ohren … sry.
// eine fast schon philosophische Betrachtung des Denkens und der Gedanken.
hm, vielleicht sollte ich häufiger Musik hören :-)
und danke für das Meeresrauschen :mrgreen: