Feldwaide vermurkst nicht nur städtebautechnisch so einiges, wenn sie ständig die Genehmigungen für mindestens 3 Baustellen ausstellen, auf denen Komfortwohnungen für Senioren hochgezogen werden. Das mit den Luxuswohnungen (wir erinnern uns) hat sich wohl als nicht so profitabel für die Investoren herausgestellt – da die meisten dieser überteuerten Quartiere noch immer leer stehen. Also wurde eine neue Käufer- und Mieterschicht ins Auge gefasst: die wohlhabenden Herrschaften älterer Semester, die bitteschön in Zukunft ihre mühsam zusammengesparte Rente in Feldwaide irgendwelchen Großgrundbesitzern in den Rachen schmeißen sollen. Dabei ist auch dies ein unsicheres Feld, da nicht jede Seniorenwohnung auch bei Senioren beliebt ist – auch hier erinnern wir uns.
Bei so viel planerischem Mist fällt es auf den ersten Blick nicht sonderlich auf, dass Feldwaide eines ihrer beiden großen Schulzentren – mit Sonder-, Grund-, Real-, Gesamt- und Berufsschule sowie einem Gymnasium -mitten, wirklich mitten in ein Wohngebiet gepflastert hat. Dieses Wohngebiet (natürlich 30er-Zone mit rechtsvorlinks) zeichnet sich besonders durch enge Straßen aus, die alle paar Meter mit formschönen, verkehrsberuhigenden Maßnahmen nur so gespickt sind. Mal sind es steinerne Hubbel, über die man hinweghoppeln muss, mal sind es riesige Betonrondelle, die wahrscheinlich mal hübsch bepflanzt waren, bevor irgendwelche Deppen auch dem letzten Grünling den Gar aus gemacht haben. Dann gibt es auch mitten auf die Straße gepflanzte Bäume mit entsprechenden Umfriedungen… und zuweilen auch eine gelungene Mischung aus beidseitiger Verengung der Straße mit Hubbel und obendrein noch ein Fußgängerüberweg dazwischen. Ja, Feldwaide hat es drauf!
Hin und wieder obliegt es mir, dem verschlafenen kleinen Goth den Allerwertesten zu retten und ihn rechtzeitig zur Schule zu karren. Das passiert immer dann, wenn´s mal wieder verschlafen hat, und ich Rabenmutter ob der durchgearbeiteten Nächte auch nicht pünktlich mich vom Büronickerchen erheben konnte. An diesen Morgenden macht sich Hektik im Rabenhaus breit, jeder ist emsig bemüht, durchs Bad zu stolpern, Klamotten überzuwerfen, sich noch irgendwie ´n Kaffee aufzubrühen oder ´n Keks zwischen die Kiemen zu stecken. Wenn wir es dann geschafft haben, ohne größere Zusammenstöße, umeinanderzuwuseln und ohne größere Blessuren endlich mit einem „ufff!“ in die Autositze zu plumpsen, geht der Hype nach wenigen gefahrenen Kilometern erst richtig los.
Schon in reichlicher Entfernung zum ersehnten Ziel fängt der Verkehr zu stocken an. Erst unmerklich – doch je näher man dem Ziel kommt, desto schlimmer wird es und ganz plötzlich findet man sich im Krieg wieder! Da rauschen Horden von Fahrradfahren die engen Gassen entlang und überholen die nur noch schrittweise vorankommenden Autos mal rechts, mal links oder queren noch kurz vor der Stoßstange dein Auto. Schülermassen jeden Alters, vom lütten Erstklässler bis zum Abiturienten, wuseln in Heerscharen die Gehwege entlang und sind sich – bis auf die Erstklässler – nicht zu schade zwischen den fahrenden Autos herumzuspringen, um die Fahrbahn zu kreuzen. Schulbusse und Stadtbusse versuchen ebenfalls krampfhaft das Schlimmste alle paar Meter zu verhindern und blockieren schon auf Grund ihrer Größe so ziemlich alles. Es kommt einem so vor, als würden hunderte von Autos in Richtung Schulzentrum fahren – vornehmlich Eltern, die ihre säumigen Schüler abliefern müssen oder schlimmer noch, denn dann müssten sie es täglich tun: Eltern, die ihre Kinder zur Schule karren müssen, weil sie in einem gottverdammten Kaff im Umland wohnen, wo der Schulbus niemals durchkommt. Und kurz vor Acht kommen einem auch hunderte von Autos entgegen – nämlich diejenigen, welche ihre Aufgabe für diesen Morgen schon erledigt, sprich die Kinder schon abgeliefert haben.
Um das Schulgelände herum gibt es diverse größere Parkplätze – die vornehmlich den Lehrern zugewiesen sind – die aber von den Eltern genutzt werden, um die verspäteten Schüler abzuliefern. Hat man erst einmal den Fehler gemacht, und ist auf einen solchen Parkplatz gefahren, kommt man kaum wieder herunter. In der Regel steht man dann in einer langen Schlange, in der Hoffnung, es irgendwie zu schaffen, zwischen Heerscharen von Schülern und Fahrradfahrern eine Lücke im stockenden Verkehr zu ergattern. Im Grunde hilft hier nur massives Drängeln, sonst würde man erst jenseits des Beginns der ersten Schulstunde überhaupt eine Chance zu Weiterfahrt haben.
Bis vor Kurzem wurde das Chaos regelmäßig noch damit getoppt, dass die Müllabfuhr just zu der Zeit durch die Straßen schlepperte, wenn das Chaos schon tobte. Dann ging absolut nix mehr. Mittlerweile hat man an entsprechender Stelle eingesehen, dass das nun wirklich nicht sein muss und der Müllwagendisponent musste die Touren umlegen.
Ich für meinen Teil bin jedes einzelne Mal heilfroh, wenn ich die Tortur ohne größere Schäden überstanden habe und dem Horror entfliehen konnte. Dann stehe ich an der nächsten großen Kreuzung an der Ampel, hole erst einmal tief Luft, freue mich auf mein Käffchen zuhause und schaue auf das riesige Baustellenschild, welches das baldige Fertigstellen von 15 Seniorenwohnungen anpreist. Naja, denke ich so bei mir, wenn dann der letzte Schüler in Feldwaide seinen Abschluss in der Tasche hat, können die Städteplaner das große Schulzentrum ja zur Seniorenbegegnungsstätte umfunktionieren…
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Käffchen?
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Jepp!
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Ufff. Und das alles vor ausreichend viel Kaffee. Wobei ‚ausreichend viel‘ in diesem Falle meint ‚ausreichend viel um solche Situationen zu überstehen‘.
Ich bin bei solchen Kapiteln im Rabenhaus immer so unschlüssig, ob ich jetzt auf ‚Gefällt mir‘ klicken sollte oder nicht und ich glaube, ich mach das mal und mal nicht. Ich mag deine Art zu schreiben und auch und gerade, wie du solchen Riesenmurks beschreibst wahnsinnig gerne, aber den Murks an sich natürlich nicht. Wenn ich also bei sowas klicke, bezieht sich das also immer auf deine Schreibe. :)
Danke für das Mögen der Schreibe… :D
Mir geht es genau so wie Dir: das was in einem Post irgendwo steht gefällt mir genausowenig wie dem Schreiber, aber das Thema ist gut oder gut geschrieben oder beides. In so einem Fall auf „gefällt mir“ zu klicken trifft dann nicht wirklich des Pudels Kern.
Wir können ja mal eine Eingabe bei WP machen und den Button beantragen… hm, wie könnte man ihn nennen… Riesen Murks gut beschrieben… klingt vielleicht in Englisch besser King-size kludge well delineated… oder wie?
Nun, wahrscheinlich ist es für alle Beteiligten einfacher auf Gefällt mir zu klicken – ich nehm´s dann auch nicht persönlich :D
Und dann bekämen wir vermutlich einen Knopf von WP auf dem ‚Riesen-Murks‘ steht, weil der Rest nicht mehr mit auf’s Knöpfchen gepasst hat. :D
Ich fürchte, dass in nicht allzu ferner Zukunft viele der Seniorenluxuswohnungen leer stehen werden – die werden sich wohl nicht mehr allzu viele der zukünftigen Rentner/innen leisten können, wenn die prognostizierten Renten das Hartz-IV-Niveau deutlich unterschreiten werden…
Diese Weisheit ist in Feldwaide offensichtlich noch nicht angekommen. Und das, obwohl man ja so viel in den Medien über die Renten und wie sich das Ganze entwickelt hört/sieht und liest.
Aber gut, jeder schaufelt sich sein eigenes Grab :D Und ich werde Feldwaide ja eh fluchtartig verlassen, sobald sich die passende Gelegenheit dazu ergibt. Denn ICH werde in Feldwaide garantiert keine Luxusseniorenwohnung beziehen :mrgreen:
Das sind so Momente, das würde man am liebsten aussteigen, den Autoschlüssel ganz weit wegwerfen und zu Fuß weitergehen. Im letzten Moment kommt man dann allerdings wieder zur Vernunft. :mrgreen:
Bei uns sind mittlerweile halbe Stadtteile mit entsprechendem Euqipment verkehrberuhigt und nur noch mit 30 kmh befahrbar. Ein nächtliches Tempolimit auf 30 kmh auf fünf großen Hauptverkehrsstraßen wurde kurz vor Einführung nur aus rechtlichen Gründen gestoppt. Wenn man auf den großen Straßen abends oder nachts brav seine 50 fährt, steht man an jeder zweiten Ampel. Verkehrsplaner sind … ich sag’s lieber nicht. :twisted:
Ich hab nie verstanden, warum man in 30er Zonen noch diese Verkehrshindernisse auf die Straßen bauen muss. 30 km/h sind 30 km/h sind 30 km/h – mit und ohne Hindernis – und hier den Smilie einbauen, der sich das Brett immer wieder vor die Stirn knallt !
30 km/h gibt´s in Hamburg ab 20:00 uhr oder so glaube ich nur auf dem Kiez – da torkeln einem zu später Stunde aber auch ständig die Betrunkenen vor´s Auto. Ansonsten macht 30 auch keinen Sinn – und schon gar nicht auf Hauptverkehrsstraßen :(
Verkehrsplaner sind… nee, ich sachs auch nicht :mrgreen:
Kaffeemaschine fürs Auto? :)
btw: Hallo Petterson. :)
btw2: Hat der kleine Goth den Findus. :)
Nein, keine Kaffeemaschine on Bord – ich musste mich bis nach Hause schleppen.
Ja, die Pettersontasse :D – leider die letzte ihrer Art hier im Rabenhaus. Ich hab sie mir schon vor Jahren als meine Lieblingspadkaffeetasse auserkoren… wir gehen auch immer zusammen in die Werkstatt.
Und es gibt sogar noch eine Tasse von Peter Rabbit :D aber leider keine mehr vom Findus :(
Wie immer zuerst nach den Vorteilen suchen: wer im Stau steht, braucht zumindest keine Angst vor Geisterfahrern zu haben!
All die Hirnpfürze mit Umweltzonen, Ozon-Warnungen und sonstigem Mist könnte man sich sparen, wenn die oberste Maxime konstant fliessender Verkehr wäre.
Luxus-Rentner-Wohnheime sind nur für etwa 15 Jahre ausgelgt, um an das ungeheure Kapital der aktuellen Rentner-Oberklasse ranzukommen. Endsprechend gut wird auch die medizinische Betreuung sein, damit die Klientel möglichst lange gemolken werden kann.
Wenn die Schäfchen im Trockenen sind kann man solche Gebäude runterfahren und für weniger Kohle zur Verfügung stellen.
Konstant fliessender Verkehr ist hier nie möglich – außer nachts um drei.
Wenn die in 15 Jahren die Rentnernobelbehausungen breitwürfig auf den normalen Mietmarkt werfen, bin ich schon lange hier weg :D Die Rentner-Oberklasse macht doch sicher nur einen Bruchteil aller Rentner aus – den meisten dürfte es finanziell nicht so gut gehen – für die werden jedoch keine Wohnungen gebaut, von wegen barrierefrei und so. Renter ohne Geld dürfen also weiterhin durch ihre Wohnungen stolpern oder nicht wissen, wie sie über die Schwelle der Balkontüre kommen mit ihrem Rollator und und und – ich finde diese geldsüchtige Vorgehensweise schlimm, ganz schlimm!
Och….guck mal: http://www.focus.de/finanzen/recht/erbschaft/tid-25936/erbschaftsstudie-was-erblasser-wissen-muessen_aid_758541.html
aaaah jetzt! Nun verstehe ich die Immobilienhaie: bevor es zum Erbschaftsfall kommt, wollen die das Erbe noch mal ordentlich geschröpft haben… bei allen Senioren, die kein klein Häuschen eh schon ihr eigen nennen.
Bingo! Und den Service versickern wir gleich dazu – es wären ja nicht die ersten Senioren die kurz vor dem finalen Vorhang beschliessen die ganze Knete dem Arzt, Krankenpfleger, Gärtner oder sonstigen Erbschleichern zu hinterlassen…