Wenn dann irgendwann gen Abend mein Tagwerk erledigt, das leidige „Was-soll-ich-denn-heute-schon-wieder-kochen“-Thema abgearbeitet und der Geschirrspüler eingeräumt ist; wenn sich also der Tag dem Ende neigt, dann bleibt endlich Zeit, den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu frönen.
Vor kurzem hat ja – wie bereits erwähnt – der kleine Goth die erste Bekanntschaft mit der hier im Rabenhaus vorhandenen Nähmaschine gemacht – und tatsächlich Freude an der nähtechnischen Friemelei gefunden. Da passt es sich ganz gut, dass das kleine Schwarze ebenfalls seit einigen Wochen einem neuen Hobby zugetan ist: Larp.
Also, ich kann dazu nicht wirklich viel sagen, also zu der Nähmaschine schon, aber nicht wirklich zum Larp, außer vielleicht, dass eine Gruppe junger Menschen verkleidet in den Wald zieht um sich real eins über die Mütze zu ziehen. Das Ganze natürlich mit extra für dererlei Vergnügen konzipierten Waffen – und Kostümen. Und nein, natürlich geht es nicht darum, den Gegner k.o. zu prügeln. Die Waffen sind aus weichem Material und es ist strengstens verboten mit den Waffen auszuholen und dummdreist drauflos zu dreschen.
Computergames war gestern – heute ist echter körperlicher Einsatz gefragt. Es gibt also auch bei diesem „Spiel“ Regeln – fragt mich bitte keiner, welche das wären! Und natürlich gibt es verschiedene Charaktere, sprich, jeder in der Gruppe ist eine Spielfigur mit bestimmten Eigenschaften usw. Und jeder hat sein zum Charakter passendes Kostüm. Und genau hier kommen dann wieder mein Feierabend und die Nähmaschine ins Spiel. Die käuflich zu erwerbenden Kostüme sind nämlich schweineteuer. Und so ein kleiner Goth ist ja schließlich nicht reich wie ein Scheich.
Da passt es sich doch ganz gut, dass es im Rabenhaus eine Nähmaschine gibt, die liebe Familie Stoffe, Leder, Bordüren, Schnick und Schnack im Fundus hat und gerne abgibt, und dass Rabea Rabenhaus eigentlich am Abend nichts Besonderes zu tun hat (jedenfalls im Moment die Arbeit in den Kellerkatakomben sich gen Nächtens in Grenzen hält). So können wir uns nach Belieben die Zeit mit werkeln vertreiben.
Bevor sich der kleine Goth an so komplizierte Dinge wie Westen, Schnürmieder, Blusen und was weiß der Himmel wagt, braucht´s noch etwas praktische Übung an der Maschine. So entstanden ein Paar Stulpen aus tannengrünem Zottelplüsch. Die sehen zu Schreien schön aus – der Hype schlechthin. Nee, Foto gibt´s keins. Um seine Nähfertigkeiten weiter zu perfektionieren, hat sich der kleine Goth vorgenommen, als nächstes kleine Monster zu nähen – die Anfragen aus dem Freundeskreis häufen sich gerade… von denen gibt´s dann natürlich Fotos, wenn die ersten fertig sind – von den Nähmonstern, nicht von den Freunden.
Schon jetzt kann ich mit Fotos dienen, auf denen mein Zeitvertreib für die Ewigkeit festgehalten wurde. Denn während sich der kleine Goth im Nähen übt, sitze ich dabei und tüddel ich mich durch den Abend… mit dem Hübschen allerlei Gedöns…
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Und bis das Kostüm vom kleinen Goth dann irgendwann fertig ist, nimmt´s der kleine Goth gelassen und behilft sich mit Schwarzkram aus dem eigenen Kleiderschrank Regelmäßig fallen dann Passanten fast vom Gehsteig oder Autofahrer vergessen an der Ampel bei Grün wieder loszufahren, wenn sie das kleine Schwarze mit seinem am Gürtel baumelnden Schwert in der ledernen Scheide entdecken… mit ledernen Arm- und Beinschienen… die Haare schwarz wie die Nacht.
Ausrüstung:
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Die Leute von Mytholon mögen mir bitte verzeihen, dass ich ihnen die Bilder gemopst habe – dafür gibt´s auch einen Link! :)
Uff! Aber anscheinend ist Larp wohl weitaus gesünder als Computerspiele, man ist an der frischen Luft, und bewegt sich… Ich glaube, wir haben früher so etwas Ähnliches gespielt, nannte sich „Räuber und Gendarm“… ;-)
Es gibt viele verschiedene Genre bei Larp – und der kleine Goth ist nicht bei den mit den Ritterrüstungen :D Es macht den jungen Leuten wirklich Spaß und sie sind auch mit dem nötigen Ernst dabei – was will man mehr!
der kleine Goth muss in ihrer Erscheinung toll aussehen, wenn sie derartiges Aussehen erregt … Respekt vor dem Mumm sich derart vom Rest der hellen Welt abzugrenzen …
Der Weg von der „Deern“ zum kleinen Goth war ein steiniger – ein Weg voller Anfeindungen, Mobben in der Schule, Unverständnis und Berührungsängsten seitens der Lehrer, dummen Sprüchen von wildfremden Menschen auf der Straße oder im Bus… diesen Weg dennoch konsequent zu gehen hat sie stark gemacht.
Der kleine Goth hat meine tiefe Hochachtung, dass sie den Weg gegangen ist… dass sie sich treu geblieben ist. Und es erfüllt mich mit Stolz und vor allem mit Freude, dass sie hoch erhobenen Hauptes der junge Mensch ist, der sie sein möchte; dass sie sich nicht hat verbiegen lassen, nur um mit dem Strom zu schwimmen…
…und wenn ihr Kostüm mal ganz fertig ist, dann werden die Leute wahrscheinlich komplett hinten überfallen :D
Ob der kleine Goth wohl bereit wäre, unter Wahrung der Anonymität das Kostüm in seinem jetzigen Status zu zeigen?
Ich werd´ mal schauen…
Menschen, die gegen den Strom schwimmen, haben meine uneingeschränkte Bewunderung. Es ist sehr schwer, anders zu sein als andere.
Der kleine Goth hat aber auch das Glück, Unterstützung von Dir zu bekommen. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich. :-)