Es gibt ja so einige Wörter, die sich in meinen persönlichen Sprachgebrauch nicht einfügen wollen. Differenzialsperre ist zum Beispiel so ein Wort, aber auch Täterprofil und Mengenlehre gehören dazu.
Dass es diese Wörter nicht geschafft haben, in meinem aktiven Wortschatz zur täglichen Kommunikation beizutragen, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich kein Autoschrauber bin, nicht bei der Kripo arbeite und ich damals stinksauer war, dass nur meine kleine Schwester so einen „Baukasten“ mit in die Schule nehmen durfte, mit der die Lehre der Menge den Schülern vermittelt werden sollte… und ich musste Äpfel mit Birnen vergleichen :(
Nun, es kräuseln sich mir aber auch nicht die Zehennägel, wenn ich den überschwänglichen Ausführungen meines Autoschraubers zuhöre, einem Krimi in den Kellerkatakomben lausche oder eine Grundschullehrern älteren Semesters über die alten Zeiten schwärmen höre.
Ein Wort, bei dem sich mir unmittelbar und sofort die besagten Nägel kräuseln ist: Entschleunigung! BÄH!!! Das Wort geht gar nicht. Auch wenn dieser Begriff wohl mittlerweile im Duden aufgenommen wurde (und ich mich wirklich frage, mit welcher Begründung dieses geschehen konnte). Nein, ich werde dieses Wort nicht gebrauchen – es wandert ohne Umschweife in den Häcksler der Wortwirrungen.
Das Gegenteil von Beschleunigung war und ist für mich die Verlangsamung. Das Wort als solches ist auch nicht gerade schön und ich verwende es auch nicht häufig, aber es ist wenigstens logisch. Meine Formulierung in diesem Fall ist eher „mach mal halblang“.
Das Wort Entschleunigung ist so ein Modeblödwort und wird überall verwendet wo sich gedacht schlaue Marketingstrategen einen Gewinn davon versprechen. Alles Mögliche scheint heute der Entschleunigung zu bedürfen. Gräsig.
Für mich klingt das ganze Wort falsch. Beschleunigung ist für mich ein eigenständiger Begriff, den ich nicht einfach ins Gegenteil verkehren kann, in dem ich das „Be“ streiche und stattdessen ein „Ent“ davor setzte, so wie bei Beladen und Entladen. Ich sage ja auch nicht Bewegen und Entwegen – wie bescheuert klingt das denn! Und ich sage ja auch nicht Entgegnung im Sinne von „sich aus dem Wege gehen“. Und der Besteigung des Mount Everest kann ich ja auch nicht die Entsteigung gegenüberstellen, wenn der Bergsteiger auf der anderen Seite vom Hügel wieder runter kraxelt.
Natürlich gibt es eine Lüftung, die mal Be und mal Ent sein kann. Doch was bitte ist eine Schleunigung? Na ja, das Gute an Wörtern ist ja, dass man sie nicht benutzen muss. Und ich muss auch nix für sie bezahlen. Wann immer mir danach ist, kann ich sie ganz einfach übersehen oder überhören. Insbesondere, wenn es so hässliche Wörter sind. Entschleunigung, das klingt schon so nervig wie ein knarzendes Garagentor; so wie etwas dessen Existenz ich in die Kategorie der allemal Verzichtbaren einsortieren würde; etwas, das mein müdes Hirn in einen Worttopf mit den Begriffen Zentrifugalkraft, Syphilis und Euterexanthem packt – ohne, dass ich auch nur irgendetwas dafür kann….
Entschleunigung… pffft… macht mal halblang!
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Entschleunigung hört sich wirklich saublöd an. Ich mag dieses Wort auch nicht.
Saublöd! Genau. Wörter, die die Welt nicht braucht ;)
Sicher ist das Wort ‚Entschleunigung‘ irgendwelchen Marketingstrategen in den Sinn gekommen, denen ‚mach mal Halblang‘ nicht passend erschien für die neue Philosophie, das Buch oder den Tonträger, den sie an den überstressten Menschen bringen sollten.
Der Physik jedenfalls entspringt es mit Sicherheit nicht. Denn wer aufgepasst hat, als die Bewegungslehre auf dem Plan stand, der weiß, dass die Beschleunigung nicht wirklich nur eine Zunahme der Bewegungsgeschwindigkeit bezeichnet, sondern auch die Abnahme. Nämlich als negative oder positive Beschleunigung.
Ergo ist der Stamm ‚Schleunigung‘ alleine nicht vorhanden, weil ihn niemand braucht.
Ich persönlich finde dieses Unwort allerdings auch gar nicht sooo schlimm. Nicht sooo schlimm wie ’nachhaltig‘ zum Beispiel. Oder ‚für kleines Geld‘. So hat jeder seins… Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich immer noch darauf hoffe, dass sich das eine oder andere bei mir…entschleunigt…
Vielleicht sollte ich einfach hier oder da mal halblang machen, damit ich weiß, wie sich ‚entschleunigt‘ anfühlt.
Eben, mach mal halblang :D
„Nachhaltig“ und „für kleines Geld“ stehen gleich hinter Entschleunigung – zusammen mit dem „Mehrwert“, den ja so einiges haben soll….
Wobei „mach mal halblang“ wenigstens eine klare Ansage ist – die jeder sicher sofort versteht. Und „Du musst mal entschleunigen“ klingt richtig daneben! ;) – für mich jedenfalls
Ich bin da etwas verschleunigt*. Auf der einen Seite gebe ich Dir recht, da es das Wort „verlangsamen“ ja schon gibt. Auf der anderen Seite wird es speziell im Zusammenhang mit der Lebensweise eines Menschen benutzt. „Mein Leben verlangsamen“ klingt irgendwie anders als „Mein Leben entschleunigen“.
Ich hab’s allerdings auch noch nie benutzt. ;-)
*hin und her gerissen (Anm. des Kommentators)
Verschleunigt :D – auch nicht schlecht.
Ich weiß nicht genau, wie lange es das Wort schon gibt – hm, was hätte man denn sonst gesagt? Vielleicht: „bewusster leben“ – „sich auf´s Wesentliche konzentrieren“ – „zur Ruhe kommen“ – „mal abschalten“ … wohl so in diese Richtung.
Das Wort Entschleunigung ist für mich gedanklich zu dicht an der Beschleunigung. Doch ich denke, bei der Entschleunigung geht es nicht unbedingt nur darum „die Geschwindigkeit“ herunterzufahren, sondern vielleicht auch darum, na ja, sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren, Dinge bewußter zu tun etc…. hm?